Die Schlange Digitalisierung

Was muss ich heute Morgen bei Frühstück lesen: „Die Mehrheit der Deutschen steht der Digitalisierung skeptisch gegenüber“.
Irgendwie habe ich das insgeheim erwartet und befürchtet. Aber wenn das unspezifische Gefühl dann mit Zahlen wie zum Beispiel einer am Freitag veröffentlichten Studie (Institut Kantar Enmit) zu dem Thema unterlegt wird, zeigt sich die tiefe Spaltung unserer Gesellschaft bei dem Thema Digitalisierung.
Gemäß der Studie fürchten 81% der 1004 befragten Menschen, das Sie beruflich mehr abhängig werden, nur ganze 16% sehen das nicht so. Hier wirkt im Hintergrund die Angst bei 58%, das die Veränderungen am Ende den Arbeitsplatz kosten werden. Auch fürchten 84%, das zukünftig die Kluft zwischen hohen und niedrigen Einkommen deutlich wachsen wird.
Ich kann die Ängste grundsätzlich verstehen. Es sind nach meiner Wahrnehmung durch die Digitalisierung noch grundlegendere und umfassendere Veränderungen unserer Gesellschaft im Gange als zu Zeiten der Verbreitung der Dampfmaschine. Das bedeutet wirkungsbezogen langfristig massive Veränderungsprozesse für jeden einzelnen in vielen Bereichen, die sich ursächlich in einem kurzen Zeitraum abspielen. Sowohl privat als auch beruflich. Insbesondere die Grenzen zwischen beiden Bereichen werden noch mehr verschwimmen.
Aber genau darin liegt aus meiner Sicht aber auch eine gewaltige Chance mit vielfältigem Potential. Der Einzelne kann gestalten und die für seine Lebenssituation angemessene Kombination für sich wählen. Nur leider verharren viele Menschen wie das Kaninchen vor der Schlange Digitalisierung. Sie beginnen sich nicht aktiv damit auseinanderzusetzen, sondern vermuten aus der Perspektive des Kaninchens zunächst das für Sie nachteilige. Nämlich das die Schlange gleich eine leckere Mahlzeit haben wird.
Und hier genau müssen wir mit allen Kräften ansetzen, damit das nicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung für uns alle wird. Denn so wie bei allen Dingen im Leben, hat auch die Digitalisierung mindestens zwei Seiten. Die Frage ist am Ende, welche Seite die dominantere wird.
Ich möchte damit nicht sagen das Digitalisierung dem Wesen nach gut ist. Die Digitalisierung bringt ohne Frage auch gewaltige Risiken mit sich. Aber am Ende des Tages ist Digitalisierung das, was wird daraus machen. Dabei werden zwei Aspekte deutlich: Wir müssen aktiv etwas tun und nicht das Kaninchen geben. Wir müssen uns mit dem Thema auseinander setzen und es aktiv gestalten. Sonst wird es uns wie eine Welle überrollen. Wenn wir das nicht tun, werden wir nach einiger Zeit am Strand angespült und werden zu uns kommen und nicht genau wissen welche Wege die Welle mit uns genommen hat.
Solange die Mehrheit der Menschen Themen wie Datenschutz oder Informationssicherheit als lästig und aufwendig wahrnimmt, haben wir unseren Job als Datenschützer oder Security-Berater nicht korrekt zu Ende gebracht! Und ich meine hier nicht nur Awareness!
Wir müssen zukünftig mehr Anstrengungen unternehmen die Gesellschaft bei dem Thema Digitalisierung besser und nachhaltiger abzuholen. Um mehr Menschen vor der Schlange zu „retten“ und Sie zu animieren sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nur so hat die Gesellschaft die Möglichkeit, die Digitalisierung für sich positiv zu gestalten.
Also, lasst uns gemeinsam auf den Weg machen.

13 Mar 2017
Awareness Informationssicherheit Datenschutz
Autor: dirk-groesser