Datenklau: Eine Standortbestimmung

Wieder hat es ein Hackerangriff in die Schlagzeilen der Medien geschafft. Und damit auch in unser Bewusstsein. Er zeigt unserer Gesellschaft durch die unberechtigte Veröffentlichung von personenbezogenen Daten von fast 1000 Personen des öffentlichen Lebens erneut die Verwundbarkeit unserer digitalen Infrastruktur und unserer Kommunikation auf.

Und dieser Umstand wiegt diesmal um so schwerer, da es sich bei dem Täter um einen 20-jährigen Schüler mit "gewissem technischen Sachverstand" handelt, der lediglich bestehende Schwachstellen ausgenutzt hat.
Wenn man diesen Gedanken mal wirken lässt, wird schnell klar, was eine zielgerichtete und professionelle Hacker-Organisation oder ein Geheimdienst mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen erreichen kann.

Dieser Vorfall zeigt anschaulich und plakativ das enorme Gefährdungs- und Risikopotential, welches entstehen kann, wenn eine Bedrohung, wie zum Beispiel der Einzeltäter, auf Schwachstellen trifft, die für den jeweiligen Betreiber oder Nutzer einer digitalen Komponente unerkannt in ihr schlummern.
Und dabei wird ein Dilemma sichtbar: Die Herausforderung für die Hersteller, Betreiber und Anwender von digitalen Lösungen und Prozesse ist es einen lückenlosen Schutz aufzubauen und zu erhalten. Wohingegen die jeweiligen Angreifer nur eine einzige kleine Schwachstelle identifizieren und ausnutzen müssen. Denn die überwiegende Mehrheit erfolgreicher Cyberangriffe beruht auf nicht gut programmierter, schlecht gewarteter oder mangelhaft konfigurierter Software und Systemen!

Wie konnte das passieren?

Aber kommen wir zurück auf den konkreten Fall. Warum konnte der Täter in so vielen Fällen unbemerkt ans Ziel gelangen? Die Antwort ist im Grunde sehr einfach, denn es wird offensichtlich, dass sich in unserer Gesellschaft noch immer nicht das notwendige Bewusstsein („Awareness“) für Datensicherheit etabliert hat. Dieser Umstand ist der eigentliche Grund warum die Schwachstellen überhaupt vorhanden waren und das Ausnutzen der Schwachstellen in so vielen Fällen unbemerkt erfolgreich möglich war!

Nur wenn wir konsequent an dieser Stelle ansetzen, wird es gelingen das oben genannte Dilemma zu verringern und irgendwann vielleicht ganz verschwinden zu lassen. Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer „digitalen Schutzkompetenz“!
Wir sollten grundlegend umdenken. Die Achtsamkeit und digitale Kompetenz eines jeden, muss bereits von Anfang an zum Beispiel in der Schule beginnen und dann sinnvoll im Bildungssystem verankert und von diesem getragen werden. Auch die Wirtschaft und Gesellschaft muss ihren Beitrag leisten. Wobei der Einzelne die zur Verfügung stehenden Angebote auch wahrnehmen muss!

Diese Wirkzusammenhänge, die für jeden Einzelnen gelten, sind auch relevant für Organisationen, Behörden und Unternehmen. Dort sind häufig bereits viele, meist technische Maßnahmen umgesetzt, aber man hat oft versäumt den Menschen mitzunehmen. Und damit hat man eine komplette Schwachstelle vergessen: Den Menschen selbst!

Auf dem Weg nach „Neuland“

Die gute Nachricht ist, dass schon einfache „Schutzkompetenzen“ ausreichen, um die Mehrzahl der Angriffe abzuwehren oder deren Folgen zu mildern. Die schlechte Nachricht ist, dass wir es über viele Jahre versäumt und verschlafen haben, insbesondere auch politisch, dieses „Neuland“ zu betreten.

Es wäre schon mal ein Anfang, wenn jetzt politische Schnellschüsse und Schuldzuweisungen unterbleiben würden und man zunächst die Sachlage klärt und im Anschluss auf der Grundlage von Fakten konkrete Maßnahmen auf den Weg bringt! Ja ich weiß, aber man wird doch mal träumen dürfen…

Was konkret tun?

Wenn wir jetzt aber wieder aus der Sicht von Unternehmen auf den Vorfall schauen, bleibt zu klären was in diesen Zusammenhang sinnvolle Maßnahmen sind, bzw. gewesen wären:

09 Jan 2019
ISMS Schwachstellenmanagement Cyberangriff Risiko Hacker Datenschutz Datensicherheit Sicherheitsvorfall Netzpolitik
Autor: dirk-groesser